Bala Desejo

(Bossa Nova & Musica Tropical/ Brasilien)

Bala Desejo ist so etwas wie eine Supergruppe. Julia Mestre, Zé Ibarra, Lucas Nunes und Dora Morelenbaum hatten allesamt selbst schon Erfolge. Inzwischen sind sie eine Wohngemeinschaft in Rio und ihr Album „Sim Sim Sim“ (wir übersetzen mal: „Ja Ja Ja“) ist eine Steilvorlage für superlativistische Euphorieausbrüche. Bestes Album des Sommers! Keine schwache Minute! Und alles drin. Nylon-besaitete Gitarrenschübe. Ensemblegesänge, die zwischen Dora Morelenbaums rauchigem Sopran und Zé Ibarras samtigem Tenor jeden Song zum Abheben bringen. Refrains, bei denen man schon nach dem zweiten Anhören meint, dass man sie schon ewig kennt. Orchestertupfen. Percussion-Druck.

Und weil die vier das alles mit einem Gespür für ihre eigene Erfahrungswelt in den polyglotten Hipstervierteln von Rio de Janeiro spielen, wirken all die Versatzstücke aus Bossa Nova, Samba, Tropicalia, Psychedelic und was es in den letzten 50 Jahren brasilianischer Musikgeschichte sonst noch so zu bieten gab, so frisch, als seien das alles Genres, die zwingend in die Gegenwart gehören. Selten klangen also Bossa und Samba so zeitgenössisch aufgemöbelt. Aber vielleicht auch alles kein Zufall: Dora Morelenbaum ist die Tochter von Paula und Jacques Morelenbaum, die lange mit Antônio Carlos Jobim arbeiteten und später mit Ryuichi Sakamoto Bossa als moderne Kammermusik spielten. Brasilianische Popstarfamilientradition!

Letzte Anekdote: „Sim Sim Sim“ (wir erinnern: „Ja Ja Ja“) wurde ”Bestes Pop-Album 2022“ bei den Latin Grammys. Um das nochmal klarer zu sagen: Bestes Pop-Album! Süd- & Mittelamerika! 2022! Daher sind Bala Desejo auch groß beim Roskilde-Festival 2023 angekündigt. Können leider nicht alle unsere musikalischen Gäste mit angeben. Noch nicht!